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Soziale Betreuung wandernder Gesellen

Gesellen, die nach längeren und regelmäßigen Besuchen des Vereins und untadeligem Lebenswandel die Meisterprüfung bestanden hatten und hier ansässig waren, hatten ein Recht auf Aufnahme in die Schutzherrschaft des Vereins. Schutz brauchten vor allem die wandernden Gesellen, wenn sie abends müde von der Wanderschaft um Aufnahme bei den örtlichen Gesellenvereinen baten, um ein Dach über dem Kopf zu haben und um ihren Hunger zu stillen. Vater Kolping hatte selbst das Elend des Handwerksproletariats erlebt und wußte, wie notwendig es war, diesen jungen wandernden Handwerkern wieder ein Gefühl des Selbstbewußtseins auf ihr Können zu geben und Gleichgesinnte zu finden, die sich gastfreundlich um sie kümmerten, um nicht den Glauben an Gott und die Menschen zu verlieren, denn sie waren damals oft der Verachtung und sogar der Verfolgung der Bevölkerung ausgesetzt, weil der Verdacht fast immer auf sie fiel, wenn irgendwo ein Diebstahl oder Mord usw. geschah.

Nach dem Jahresbericht für die Zeit vom Oktober 1879 bis Ende September 1880 wanderten 265 Gesellen durch Forchheim, 8 davon erhielten Arbeit. 10 Pfennig für den Tag und 20 Pfennig für die Nacht bekam jeder durchwandernde Geselle nach Vorlage seines Wanderbuches. Nachtquartier erhielten sie damals in der Gastwirtschaft "Zum roten Roß" beim Gastwirt Friedrich Dittrich.

Manche Mitglieder trugen auch zur Förderung des Vereins bei, so z.B. der Vergolder Georg Fuchs, der am 8.12.1879 verschiedene physikalische Experimente vorführte. Er hatte auch einem durchwandernden Gesellen aus Freiburg, der Vergolder war, Arbeit gegeben. Fuchs hatte häufig für die Stadtpfarrkirche St. Martin und die Marienkapelle Aufträge erhalten.

Herr Dechant Krapp, Pfarrer von St. Martin, als Protektor des Vereins erschien des öfteren bei den Veranstaltungen des Vereins, ebenso auch der Stadtkaplan Leisner. Amtsrichter Schäfer war häufig bei den kirchlichen Feierlichkeiten zu sehen. Stark beteiligten sich auch die Vereinsmitglieder an der aufgrund der Statuten vorgeschriebenen Generalkommunion. 2 Weihnachtsverlosungen, 1 Ball, 1 gesellige Versammlung am Fest des hl. Josef zusammen mit Herrn Bürgermeister Fuchs, 1 gemeinsamer Ausflug auf die Jägersburg, 2 Namenstagsfeiern von Herrn Präses und Dechanten Peter Krapp enthält noch der Jahresbericht.

Am 22.8.1880 wurde aus Anlaß des 16. Stiftungsfestes verbunden mit der Feier des 700jährigen Regentenjubiläums des Wittelsbachschen Hauses der Verein Kath. Casino und der Liederverein zur kirchlichen Feier und zum Kellerfest eingeladen. Dort hielt der Dechant eine begeisternde Rede. Man sang patriotische Lieder und hielt ebensolche Vorträge. Der Dank des Vereins wurde den Mitwirkenden an den Theatervorstellungen und dem Buchdruckereibesitzer F.A. Streit ausgesprochen. Herr Streit hatte dem Verein das von ihm herausgegebene Wochenblatt für die Vereinsbekanntmachungen kostenlos zur Verfügung gestellt, ebenso auch die Neuauflage der Vereinsstatuten zum Selbstkostenpreis. Schließlich wurde noch eine Vergnügungskasse ins Leben gerufen zur Finanzierung kleinerer Vergnügen. Der Kassier Endres stellte die Jahresrechnung auf: Einnahmen: 593 Mark 28 Pf. / Ausgaben: -533 Mark 59 Pf. / Kassenbestand 59 Mark 69Pf.

Der 1. Jahresbericht im 1. Protokollbuch ab 1879 wurde deshalb so ausführlich wiedergegeben, um zu zeigen, welch reges Leben schon damals im Kath. Gesellenverein herrschte.

Am 10.8.1881 beschloß die Versammlung der Schutzmitglieder junge Serlbacher Leute gemäß Paragraph 12 der Statuten nicht als ordentliche, sondern als außerordentliche Mitglieder aufzunehmen, da sie keine "zunftigen" waren. Der Mitgliederstand betrug 1881=133 Personen, 1882=146 Personen.

1882 wurden 494 durchreisende Gesellen unterstützt.

Zur Feier des Allerhöchsten Geburts- und Namensfestes Sr. Majestät unseres allergnädigsten Königs Ludwigs II. wurde am 20.8.1883 eine Generalversammlung anberaumt. Die Kapelle Schumann brachte schöne Musikstücke zur Aufführung. Der Präses sprach von der Bedeutung des Festes für das ganze Land und den Gesellenverein. Mit einem Hoch auf den allergnädigsten König schloß er seine Rede. Anschließend wurde die Nationalhymne gesungen.

Das Nachtquartier für die durchwandernden Gesellen wurde gewechselt. Anstelle des Wirtes "Zum roten Roß" nahm der Wirt Kaspar Thurn von der Gastwirtschaft "Zum Hirschen" die Gesellen auf.

Im JUni 1886 wurde der bisherige Präses J.B. Schramm vom Ordinariat Bamberg seiner Stelle enthoben und ab 10.6.1886 der Kaplan Georg Lochner zum Präses ernannt. Kaplan Schramm wurde Pfarrer in Seußling.

Neues Vereinslokal wurde ab 17.6.1886 das Gasthaus "Zum Schwan". Am 22.6.1886 nahm der Verein an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen König Ludwig II. in München teil und legte einen Lorbeerkranz am Katafalk nieder.

In der Meisterversammlung vom 12.7.1886 wurde beschlossen, Herrn Bürgermeister Strecker, Herrn Bezirksamtmann Malterer und Herrn Baron Freiherr von Horneck als Ehrenmitglieder in den Verein aufzunehmen.

 

Wie alles begann