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Wie alles begann

Im Pfarrarchiv von St. Martin in Forchheim befindet sich ein Schriftverkehr, in dem der Königliche Pfarrer Meßbach von St. Martin dem Königlichem Bezirksamt Forchheim zur Anzeige bringt, dass sich in Forchheim ein Verein Katholischer Gesellen, an deren Spitze der von ihm gewählte Präses Herr Kaplan Brehm steht, seit dem 23.1.1865 gebildet hat. Die Tendenz dieses Vereins ergibt sich aus den Statuen. Um die Genehmigung bittet der Königliche Pfarrer Meßbach. Der damalige Bezirksamtmann Geiger hat am 3.2.1865 vermerkt, daß die Anzeige zur Einsicht gedient hat und in das Verzeichnis der nicht politischen Vereine einzutragen ist. Ferner sollte der Stadtmagistrat Forchheim als Lokalpolizeibehörde hiervon Kenntnis nehmen. Der Stadtmagistrat schrieb am 6.2.1865 an das Katholische Stadtpfarramt zurück, daß nach genommener Einsicht die vorwürfige Anzeige nach Artikel 12 des Gesetzes vom 26.2.1850 die Versammlungen und Vereine betreffend zunächst zum unterfertigen Magistrat gehört hatte,im übrigen aber eine polizeiliche Genehmigung nicht erforderlich sei. Soweit das amtliche Genehmigungsverfahren.

Über die Gründung des Katholischen Gesellenvereins wurde schon des öfteren, vor allem in Festschriften, die anläßlich von Jubiläen herauskamen, berichtet, so zum Beispiel zum 85jährigen Jubiläum im Jahre 1950 und vor allem auch zum 100jährigen Jubiläum im Jahre 1965.

Handwerksmeister und Gesellen waren die Gründungsmitglieder

Im Jahre 1865 lud der damalige Stadtkaplan Johann Brehm Handwerker zu einer Versammlung in den Gasthof Bayerischer Hof, Forchheim, Bamberger Str.14, zur Gründung des Katholischen Gesellenvereins ein. Viele Meister und Gesellen kamen zur Gründungsversammlung, darunter angesehene Bürger der Stadt, wie Buchdruckermeister F.A: Streit, Schneidermeister N. Steinmetz, der Vater des früheren Oberbürgermeisters Andreas Steinmetz, Wagnermeister Friedrich Igel, Schlossermeister Endres, um nur einige zu nennen, deren Nachkommen bekanntlich auch heute noch in Forchheim leben.

Sie befolgten die von ihnen beschlossenen Statuen, die in Paragraph 1 als Zweck des Vereins vorsahen: Anregung und Förderung des sittlichen und religiösen Lebens, Fortbildung in den von Handwerksgesellen notwendigen und nützlichen Kenntnissen verbunden mit ehrbarer, geselliger Unterhaltung, um so die Heranbildung eines tüchtigen und ehrenwerten Meisterstandes zu fördern. Jedes Mitglied war Verpflichtet, die Statuen genau zu erfüllen. Die Leitung des Vereins oblag dem Präses, der vom Diözesanbischof zu bestätigen war.

Im Pfarrarchiv befinden sich mehrere ältere Bestätigungen. Unter ihrem zweiten Präses Johann Agatz, der von 1867 bis 1875 in Forchheim wirkte, entschlossen sich die Forchheimer Gesellen in ihrer Gesamtheit, zusammen mit den Männern des Turnvereins 1861, jetzt VfB, die Freiwillige Feuerwehr Forchheim zu gründen. Schon 1879 erfreute die Theatergruppe des Gesellenvereins durch gelungene Theateraufführungen ihre Besucher.

In der Generalversammlung des Vereins vom 19.10.1879 wurde der Schlossermeister Konrad Endres zum Kassier gewählt. Dieses Amt hatte er 40 Jahre lang treu und zuverlässig ausgeübt. Der Verein hatte einen Zuwachs von 43 Mitgliedern in einem Jahr. Von diesen Mitgliedern waren 111 katholisch und 12 protestantisch. Nach den Statuten konnten protestantische Gesellen als außerordentliche Mitglieder in den Verein aufgenommen werden, ein Zeichen früher ökumenischer Gesinnung.